Odnośniki
|
[ Pobierz całość w formacie PDF ]
Krankenlager einige Ungeduld verursachen. Unsern Oberhofprediger, der ein trefflicher Mann war, hoerte ich mit grosser Neigung; auch seine Kollegen waren mir wert, und ich wusste die goldnen aepfel des goettlichen Wortes auch aus irdenen Schalen unter gemeinem Obste herauszufinden. Den oeffentlichen uebungen wurden alle moeglichen Privaterbauungen, wie man sie nennt, hinzugefuegt und auch dadurch nur Phantasie und feinere Sinnlichkeit genaehrt. Ich war so an diesen Gang gewoehnt, ich respektierte ihn so sehr, dass mir auch jetzt nichts Hoeheres einfiel. Denn meine Seele hat nur Fuehlhoerner und keine Augen; sie tastet nur und sieht nicht; ach! dass sie Augen bekaeme und schauen duerfte! Auch jetzt ging ich voll Verlangen in die Predigten; aber ach, wie geschah mir! Ich fand das nicht mehr, was ich sonst gefunden. Diese Prediger stumpften sich die Zaehne an den Schalen ab, indessen ich den Kern genoss. Ich musste ihrer nun bald muede werden; aber mich an den allein zu halten, den ich doch zu finden wusste, dazu war ich zu verwoehnt. Bilder wollte ich haben, aeussere Eindruecke bedurfte ich und glaubte ein reines geistiges Beduerfnis zu fuehlen. VI. Buch--6 Philos Eltern hatten mit der herrnhutischen Gemeinde in Verbindung gestanden; in seiner Bibliothek fanden sich noch viele Schriften des Grafen. Er hatte mir einigemal sehr klar und billig darueber gesprochen und mich ersucht, einige dieser Schriften durchzublaettern, und waere es auch nur, um ein psychologisches Phaenomen kennenzulernen. Ich hielt den Grafen fuer einen gar zu argen Ketzer; so liess ich auch das Ebersdorfer Gesangbuch bei mir liegen, das mir der Freund in aehnlicher Absicht gleichsam aufgedrungen hatte. In dem voelligen Mangel aller aeusseren Ermunterungsmittel ergriff ich wie von ungefaehr das gedachte Gesangbuch und fand zu meinem Erstaunen wirklich Lieder darin, die, freilich unter sehr seltsamen Formen, auf dasjenige zu deuten schienen, was ich fuehlte; die Originalitaet und Naivetaet der Ausdruecke zog mich an. Eigene Empfindungen schienen auf eine eigene Weise ausgedrueckt; keine Schulterminologie erinnerte an etwas Steifes oder Gemeines. Ich ward ueberzeugt, die Leute fuehlten, was ich fuehlte, und ich fand mich nun sehr gluecklich, ein solches Verschen ins Gedaechtnis zu fassen und mich einige Tage damit zu tragen. Seit jenem Augenblick, in welchem mir das Wahre geschenkt worden war, verflossen auf diese Weise ungefaehr drei Monate. Endlich fasste ich den Entschluss, meinem Freunde Philo alles zu entdecken und ihn um die Mitteilung jener Schriften zu bitten, auf die ich nun ueber die Massen neugierig geworden war. Ich tat es auch wirklich, ungeachtet mir ein Etwas im Herzen ernstlich davon abriet. Ich erzaehlte Philo die ganze Geschichte umstaendlich, und da er selbst darin eine Hauptperson war, da meine Erzaehlung auch fuer ihn die strengste Busspredigt enthielt, war er aeusserst betroffen und geruehrt. Er zerfloss in Traenen. Ich freute mich und glaubte, auch bei ihm sei eine voellige Sinnesaenderung bewirkt worden. Er versorgte mich mit allen Schriften, die ich nur verlangte, und nun hatte ich ueberfluessige Nahrung fuer meine Einbildungskraft. Ich machte grosse Fortschritte in der Zinzendorfischen Art, zu denken und zu sprechen. Man glaube nicht, dass ich die Art und Weise des Grafen nicht auch gegenwaertig zu schaetzen wisse; ich lasse ihm gern Gerechtigkeit widerfahren; er ist kein leerer Phantast; er spricht von grossen Wahrheiten meist in einem kuehnen Fluge der Einbildungskraft, und die ihn geschmaeht haben, wussten seine Eigenschaften weder zu schaetzen noch zu unterscheiden. Ich gewann ihn unbeschreiblich lieb. Waere ich mein eigner Herr gewesen, so haette ich gewiss Vaterland und Freunde verlassen, waere zu ihm gezogen; unfehlbar haetten wir uns verstanden, und schwerlich haetten wir uns lange vertragen. Dank sei meinem Genius, der mich damals in meiner haeuslichen Verfassung so eingeschraenkt hielt! Es war schon eine grosse Reise, wenn ich nur in den Hausgarten gehen konnte. Die Pflege meines alten und schwaechlichen Vaters machte mir Arbeit genug, und in den Ergoetzungsstunden war die edle Phantasie mein Zeitvertreib. Der einzige Mensch, den ich sah, war Philo, den mein Vater sehr liebte, dessen offnes Verhaeltnis zu mir aber durch die letzte Erklaerung einigermassen gelitten hatte. Bei ihm war die Ruehrung nicht tief gedrungen, und da ihm einige Versuche, in meiner Sprache zu reden, nicht gelungen waren, so vermied er diese Materie um so leichter, als er durch seine ausgebreiteten Kenntnisse immer neue Gegenstaende des Gespraechs herbeizufuehren wusste. Ich war also eine herrnhutische Schwester auf meine eigene Hand und hatte diese neue Wendung meines Gemuets und meiner Neigungen besonders vor dem Oberhofprediger zu verbergen, den ich als meinen Beichtvater zu schaetzen sehr Ursache hatte und dessen grosse Verdienste auch gegenwaertig durch seine
[ Pobierz całość w formacie PDF ]
zanotowane.pldoc.pisz.plpdf.pisz.plblacksoulman.xlx.pl
|